Résumé 3-Tagestour 2021 Interlaken
Nach der Entdeckung von Burgdorf im Vorjahr besuchten wir 2021 eine international bekannte Destination – Interlaken, wunderschön gelegen zwischen Brienzer- und Thunersee, Eiger, Mönch und Jungfrau. An jedem der drei Tage verwöhnte uns die Sonne von Morgen bis Abend. Steile Pässe, rasante Abfahrten, Velofahrer was willst Du mehr, und wer noch nicht genug hatte, organisierte eine ordentliche Jagd in den wenigen flacheren Passagen.
Tag 1: (Uzwil-) Luzern-Ächerlipass-Brünigpass-Interlaken
Wie in den Vorjahren durften wir Stephs Auto benützen, erstmals von Toni II. pilotiert. Am Treffpunkt Luzern machten wir uns in der Tiefstgarage bereit, und natürlich mussten alle noch aufs Klo. Dieses war in der Bahnhofanlage schnell gefunden, aber 1.50 Franken fürs Brünzeln? Nicht mit uns, da verklemmten wir es lieber noch etwas länger. Wir mussten uns aber noch bis nach Horw gedulden mit dem natural break, denn mitten in einem Villenquarter machen wir es dann doch nicht. In Stans vereinigten wir uns mit Martin und David, die dank Muskelkraft noch mehr Geld einsparten wie wir mit Blasenkontrolle und statt mit dem Zug per Velo anreisten. Das waren dann 100 Extrakilometer für die beiden, mit einem lockeren 30er-Schnitt.
Bald erreichten wir Dallenwil und damit den Ausgangspunkt unserer Erstbesteigung des Ächerlipasses. 910 Höhenmeter und 103.9 Quäldich-Punkte ergeben 0.73 Kamor, womit das definitiv ein harter Brocken ist. Die steilsten Rampen kommen zu Beginn im Wald und zwischen den Felsen, oben wird das Gelände flacher und führt mehrheitlich über Alpwiesen. Bemerkenswert waren auch die unzähligen Barrieren, dieser Berg kann offenbar scheibchenweise gesperrt werden. Wir hatten ohnehin Glück, dass Toni II. den Berg mit dem Wagen überqueren konnte, wegen Bauarbeiten ist er für Motorfahrzeuge nur von 12 bis 13 Uhr geöffnet, genau die richtige Zeit für uns. Somit störte auch kaum ein Auto und erst recht kein Motorrad unser stilles Leiden – herrlich! Nach plusminus einer Stunde erreichten wir die kaum als solche erkenntliche Passhöhe. Cédric konnte im Aufstieg leider nur die drei kleinsten Gänge benutzen, da sein Schaltkabel angerissen war – eine langjährige Familientradition wurde damit fortgeführt! Der nächste Mech mit gutem Internetauftritt wurde in Giswil gefunden, womit auch unser Mittagshalt schon klar definiert war. Während das Canyon im Bike Atelier wieder hergerichtet wurde (komplett innenverlegte Züge, ich weiss warum nicht), genossen wir zu den Klängen von Schacher Seppeli Original Giswiler Holzhackermagronen mit Apfelmus im Bahnhöfli. Empfehlenswert.
Pech für diejenigen welche einen trägen Magen haben, denn der Radweg von Giswil zum Lungernsee wartete gleich mal mit 12 % auf – im Schnitt. Nun denn, es kann noch schlimmer kommen, der nächste Steigungsabschnitt bis zur Burgkapelle hatte dieselbe Steilheit, dazu aber auch noch rolliges Gravel. Als Belohnung gönnten wir uns ein Glacé bei Josy Vogler in der Bergwirtschaft Chäppeli. Ich vergass zu erwähnen, dass es mittlerweile doch ordentlich heiss geworden war. Ungewohnte 30 Grad heiss.
Die letzten Meter des Brünigpasses mussten wir dann noch auf die Hauptstrasse, was uns einen Vorgeschmack auf die Abfahrt gab. Eine kontinuierliche Kolonne von Motorfahrzeugen, wir irgendwo dazwischen, strebte hinunter zum Haslital. Unten wurde es kaum besser, obwohl ja die Autobahn A8 nach interlaken führt. Diese ist aber wegen Baustellen mühsam zu befahren und viele Insider benützen daher die Hauptstrasse über Brienz, sehr zu unserem Leidwesen. Trotzdem konnten wir ein schönes Finale fahren, was uns ganz nach vorne im Strava-Segment Brienz-Interlaken katapultierte, und das ohne Rückenwind. Die Unterkunft Backpackers Villa Sonnenhof war schnell gefunden und bezogen, zwei 6er-Schläge sauber getrennt nach Geschlecht – hier Frei/Eilinger, dort die anderen.
Tag 2: Interlaken-Beatenberg-Eriz-Chuderhüsi-Aeschi-Interlaken
Gestärkt mit Jeton-Kaffee und Gerber-Käse stiegen wir am Samstag wieder in die mehrheitlich trockenen Hosen. Zum Einfahren gings zuerst zum Amman-Hofer-Platz, ein unsterbliches Duo, welchem wir fast alle grossen Mundart-Hits mit Ausnahme des Schacher Seppeli zu verdanken haben. Ausgangs Interlaken gings gleich los mit dem Aufstieg nach Beatenberg. Unsere Local Legend Hanspeter erklärte uns oben, dass wir soeben das längste Dorf Europas durchquert hätten. 600 Höhenmeter im selben Dorf, das kommt nahe an La Paz heran. Entlang des Niederhorns fuhren wir weiter nach Sigriswil bzw. nicht ganz, denn schon vorher gings scharf rechts in einen namenlosen, aber ungemein steilen Stutz Richtung Eriz. Eriz steht für links und rechts, rauf und nieder, zwar schön und abwechslungsreich, aber auch Gift für Toni des I. Akku, der irgendwo im Nirgendwo den Geist aufgab. Zum Glück mussten wir nicht lange auf Toni II. und den Ersatzakku warten, und so gings weiter über Oberei und Niederei nach Röthenbach (im Emmental, es gibt tatsächlich noch ein anderes) und direkt rein in die ruppige Steigung zum Chuderhüsi. Eine grandiose Aussicht entschädigte uns oben für die Mühen, warmer Hammen, Rivella und die Berner Kraftwerke luden unsere Beine und Akkus wieder auf. Nach der Mittagspause rollten wir runter nach Thun, aber für den Schlussabschnitt über Amsoldingen und Aeschi waren wir dann froh um die aufgefüllten Batterien. Und weiter ging die wilde Fahrt, zuerst runter zum Thunersee und dann in irrwitzigem Tempo nach Interlaken, gekrönt von einem Täfelisprint, wie in alten Tagen. Zur Abkühlung sprangen wir zur Gaudi der anderen Badegäste noch in den Rennhosen in den kühlen Brienzersee, eine herrliche Erfrischung!
Tag 3: Interlaken-Meiringen-Grosse Scheidegg-Interlaken-Diverse
Pünktlich um 8.30 Uhr starteten wir zur dritten und letzten Etappe. Offenbar zu langsam für einige rollten wir über Brienz nach Meringen, wo wir mitten im KOM eine kurze Pause einlegten. Oben an der Aareschlucht konnten wir dem Kolonnenverkehr entfliehen, aber es hatte immer noch viele, viel zu viele Autos am Berg. Hier im Rychenbachtal herrscht das Recht des Stärkeren. Die Schwächsten sind natürlich wir Velofahrer, die von nervösen motorisierten Touristen an den Rand gedrängt und gehupt werden. Aber über allen thront der grosse gelbe Wagen, der sich mit schierer Verdrängung und Tatütato Platz verschafft. Nach der Schwarzwaldalp waren wir die Autos dann los, nicht aber das Postauto und auch nicht die zahllosen E-Biker, welche mühelos aber mit steinerner Miene an uns vorbei schnurrten. Wir wünschten ihnen im Stillen Kurzschluss, Überhitzung und leeren Akku und quälten uns weiter die Alpweiden hinauf. Das herrliche Panorama aus Bergen, Gletschern, Wald und Wiese entschädigte aber für vieles und irgendwann, nach eineinhalb bis zwei Stunden und 108.1 Quäldich-Punkten (0.76 Kamor) war der Pass dann erreicht. Die Bestzeit ging an Martin in beeindruckenden 1h33:47, inklusive 10 Minuten Stopp ganz unten. Nur wenig dahinter der Weltmeister und dann der Rest, allen voran Yoseif, dem es in den bis zu 25 % steilen Rampen vögeliwohl war.
Mental war damit die 3-Tagestour vorbei, aber halt, doch nicht ganz, denn irgendwie mussten wir noch nach Hause. Wenn ich richtig gezählt habe, wählten dafür die 10 Teilnehmer 6 verschiedene Varianten, aber ich hoffe, es kamen alle wohlbehalten und zeitig heim, auch Martin, der von Interlaken nach Luzern pedalte und zum Abschluss noch von Wattwil nach Wil.
Vielen Dank Mathias für die tolle Organisation, Toni II. für die sportliche Leitung und allen für die kameradschaftlichen und lustigen Stunden. Es lebe die Ferientour 2022, vive le vélo!
Nachfolgend noch eine Auswahl an Fotos, viel Spass!

Foto 1: Im tiefen Luzerner Untergrund wurde an Mann und Material der letzte Schliff angebracht.

Foto 2: Der Pilatus aus leicht ungewohnter Perspektive vom Ächerlipass aus gesehen

Foto 3: Zum Glück gab es im Bahnhöfli Giswil einen Spielplatz, so liess sich die Wartezeit gut überbrücken

Foto 4: Villa Sonnenhof Interlaken, vielleicht das beste Hostel ever

Foto 5: Dieses Sujet kennen wir schon bestens aus früheren Jahren

Foto 6: Alperose chöme mir i Sinn

Foto 7: Schon fast kitschig, der Niesen von Sigriswil aus gesehen

Foto 8: Kurz nach Beatenberg reichte die Zeit noch für ein Gruppenfoto
Foto 9: Blick vom Chuderhüsi

Foto 10: Baden in Rennhosen im Brienzersee, ein weiteres Highlight der Tour

Foto 11: Schmale Strassen und breite Fahrzeuge an der Grossen Scheidegg, fast wie am Züriberg

Foto 12: Berge, Blumenwiesen, Kurven und nur Postautos. Da lacht der Velofahrer

Foto 13: Wir wären gewarnt gewesen

Und hier noch die Zusammenfassung der Tour aus Strava:


