3 Tages Tour Bericht 2024

Résumé 3-Tagestour « Tour du Jura Hommes sans Zwift »

Zehn Rennradfahrer des RMV Uzwil tummelten sich vom 16. bis 18. August 2024 in der Region Genfersee – Waadtländer Jura. Das Gendern kann ich mir im Bericht schenken, denn leider konnten wir keine Frau zum Mitradeln begeistern. Dank Emilie, die sicher und zuverlässig das Begleitfahrzeug pilotierte, hatten wir wenigstens im Backoffice eine weibliche Komponente dabei.  

Tag 1: Yverdon – Ste-Croix – Vallée de Joux – Nyon (110 km)

Einmal mehr stellte uns Steph seinen Toyota als Begleitfahrzeug zur Verfügung, vielen Dank! Am Treffpunkt Yverdon-les-Bains Gare trafen pünktlich ein: Emilie, Christoph, Samuel und Peter mit der SBB; Mathias, Steph und Philipp im Toyota; Martins und Domi im VW von Kalberer Rundum Service und last but leased David im Porsch-E. Die Garderoben waren wie immer unauffindbar und so zogen wir uns vor Publikum um. Langsam dämmert mir, wieso keine Frauen mehr mitkommen wollen. Die Aufwärmstrecke war kurz, aber die Temperaturen waren eh bereits angenehm und so war es kein Problem, als nach 10 km bereits die Steigung zum Col des Etroits begann (372 QDH[1]*). Mit so 5 % Steigung war das kein echter Gradmesser für die Kletterer unter uns. Also blieben wir schön zusammen bis oben in Ste-Croix. Leider muss man sagen, dass die vielen und teilweise waghalsigen Überholmanöver der motorisierten Verkehrsteilnehmer unser Fahrvergnügen etwas schmälerten.  Nach dem Pass bei km 25 überquerten wir die Grenze zum französischen Jura und schon bald befanden wir uns auf einer zwar sehr holprigen, aber nur äusserst schwach befahrenen Strasse. Kurz vor Vallorbe kehrten wir schon wieder ins Waadtland zurück und rasten auf unser nächstes Hindernis, den Col du Mont d’Orzeires (227 QDH) zu. Eine lärmige Baustelle stoppte uns im Aufstieg und ruinierte unsere Strava-Zeiten, aber was soll’s? Oben kam unser Organisator Mathias unüblicherweise im Gruppetto an und erklärte seine diesjährige Tour für beendet. Seine Verdauung plage ihn schon seit einigen Tagen und ihm fehle die Energie fürs Weiterfahren. Gute Besserung!

Die nächste Challenge war die Suche nach einem Restaurant für die Mittagsrast. Weder in einem Ort namens Le Lieu (Heimatort von Domi!) noch am lieblichen Lac du Joux gab es etwas Warmes zu Essen, wir waren spät dran! Emilie fand zum Glück bei km 65 in Le Sentier das La Gloriette, wo wir Spaghetti al pesto con oder senza Burrata orderten, es hatte nur noch 3 Kugeln … Aber egal, der Hunger war gross und der Koch noch besser. Dermassen gestärkt ging die wilde Fahrt weiter nach Le Brassus, wo bei km 71 der Col du Marchairuz (335 QDH) auf uns wartete. Die steilen Rampen in der ersten Hälfte sorgten für eine Selektion bis Martin N. seul en tête lag. Er zog die Pace gleich durch bis zur Passhöhe, die er noch vor einer Kompanie stinkender Piranhas erreichte. Die geplante Abzweigung nach rechts war aber ein gutes Stück vor dem Pass, so dass die Übermütigen wieder zu den Vernünftigen zurückkehren mussten. Hier erwartete uns von km 79 bis km 97 (Bassins) das Highlight des Tages. Zuerst leicht, dann stärker abfallend ging es auf einer schmalen, aber guten Strasse durch eine fast unbewohnte Juralandschaft mit Wäldern und von Trockenmauern durchzogenen Weiden. Die letzten Kilometer bis nach Nyon führten zum grössten Teil auf der Finalstrecke des verschwundenen Frühjahrsklassikers Tour du Lac Léman (1879 – 2005). Bei denjenigen, die dieses Rennen noch miterleben durften, kamen nostalgische Gefühle auf! Wir logierten im nigelnagelneuen B&B Hotel Petite Prairie das, nomen est omen, ziemlich an der Peripherie von Nyon gelegen ist. Mit dem Bus gelangten wir frisch geduscht wieder ins schöne Städtchen am See, weltweit bekannt aus «Der Fall Bienlein» von Tim und Struppi Band 10, und assen lokale oder internationale Köstlichkeiten. Die Wartezeit, bis das Essen kam, überbrückten wir mit dem genauen Studium diverser Flaschen, also die Verpackung und nicht der Inhalt, dank Christoph sind wir schon bald Experten darin.

Tag 2: Nyon – Morez – Mouthe – Vallée de Joux – Nyon (144 km)

Die Nacht brachte bei Mathias leider keine Besserung, und um uns nicht weiter beim fröhlichen Radeln zuschauen zu müssen, kehrte er verständlicherweise frühzeitig mit dem Zug nach Hause zurück. Ohne unseren Routenplaner, aber ausgestattet mit Garmin, Komoot und auch Karten auf Papier, machten wir uns auf Richtung Frankreich. Bei km 11 ging es dann los, auf einer autofreien, schmalen aber guten Strasse und ständig im Wald erkletterten wir den Col de Combe Blanche, die längste Steigung unserer Tour (651 QDH). Wir hatten wir den guten Rhythmus noch nicht gefunden, da kam schon out of the blue die Attacke des Champion du Monde! Schon bald war der Weltmeister unserem Blickfeld entschwunden und so konnten sich Philipp und Peter einer lebhaften Diskussion über den Frauenradsport widmen. Oben flachte die Steigung ab und es wurde heftig um den zweiten Platz im Bergpreis gekämpft. Der Sieg in der Hors Catégorie ging aber mit grossem Vorsprung an David, der bereits vor dem Start die Haar Kategorie klar für sich entschieden hatte. Gewitzigt vom Vortag suchten wir in Les Rousses schon frühzeitig ein Restaurant für ein Mittagessen, aber dieses Mal waren wir zu früh dran! A Midi!, hiess es überall. Schliesslich entschieden wir uns fürs Warten auf High Noon, was uns genügend Zeit zur Menüwahl liess. Spaghetti al pesto con Burrata war das überraschende und einhellige Resultat des Kartenstudiums! Dieses Mal hatte es sogar genug von den Käseballen im Vorrat. So gestärkt ging es weiter. Schon bald wählte Stephan die kurze Variante Richtung Le Brassus (91 km), und bei km 63 gingen Domi und Samuel auf die mittlere Variante (118 km). Die restlichen 6 Fahrer rollten weiter Richtung Nordosten bis Mouthe, wo es scharf rechts auf den Col de Landoz-Neuve ging (150 QDH). Eine wunderbare Strecke durch eine menschenleere Juralandschaft führte uns wieder in die Schweiz und ins Vallée de Joux und directement zum Col du Marchairuz, den wir ja vom Vortag kannten, aber trotzdem nochmals voll rauftätschten. Die lange und rasante Abfahrt führte uns dieses Mal über St George und Vich zurück nach Nyon.

Tag 3: Nyon – Aubonne – La Sarraz – Yverdon (80 km)

Schon war der dritte und letzte Tag da und es hiess Abschied nehmen von Nyon. Zu siebt machten wir uns auf den Weg, denn Samuel war schon am Vorabend wie geplant heimgereist und Domi plagte der Magen und so nahm er im Toyota Platz. Nachdem es während des Morgenessens noch heftig geschüttet hatte, hörte der Regen gegen halb neun auf und wir konnten bei abtrocknenden Strassen und herrlichem Rückenwind losfahren. Links und rechts, rauf und runter ging es durch die Rebberge der La Côte. Nach Aubonne wechselte dann die Richtung auf Nord, und nach dem Aufstieg aufs Plateau kamen wir auf eine lange Gerade mit richtig schönem Seitenwind. Die Rennfahrer in uns erwachten sofort und wir kämpften in der Staffel oder auf der Kante ums Überleben. Nach 2 km ging es zum Glück wieder westwärts in den Rückenwind hinein, und die Übung konnte abgebrochen werden. Ständig schauten wir besorgt zum Himmel, wo es bedrohlich nach Regen aussah, und es fing auch leicht an zu nieseln. Der Vorschlag von Peter, doch mal die Regenjacken anzuziehen, wurde einhellig abgelehnt. Das bringe Unglück! Und tatsächlich, der grosse Regen blieb aus, und wir kamen trockenen Fusses in Yverdon an. Da wir zeitig dran waren, vergnügten wir uns noch mit einem Bad im Neuenburgersee. Der Strand war wegen des unsicheren Wetters dermassen leergefegt, dass wir uns wieder einmal à la RMV umzogen😊.

So ging die 3-Tagestour schon wieder zu Ende, vielen Dank Mathias für die Organisation und Emilie für die Begleitung, es lebe die 3-Tagestour 2025!

Nachfolgend eine Auswahl an Fotos, viel Spass!


[1] 1 Quäl-Dich-Härtepunkt QDH = Länge (km)* Steigung (%)  im Quadrat. Die Strecke wird in 100 m lange Abschnitte aufgeteilt und die QDH-Punkte dieser Segmente werden addiert. Ein 10 % steiler und 10 km langer Aufstieg hat also 1’000 QDH.

Foto 1 Gruppenfoto auf dem längsten Col Combe Blanche, leider ohne Mathias (krank) und Emilie (Fahrverbot)

Foto 2 Unser Youngster Samuel fuhr auf jedem Terrain munter mit, ob es an den Genen liegen könnte?

Foto 3 Der Weltmeister liess es nach seinem Sieg im HC Bergpreis für den Rest des Tages etwas ruhiger angehen

Foto 4 Typisches Jura-Feeling kam kurz nach dem Col de Landoz-Neuve auf

Foto 5 Der Regenschutz konnte auch auf der dritten Etappe nach Yverdon in der Rückentasche bleiben

Foto 6 Am ersten Abend in Nyon gelang uns ein Foto mit allen TeilnehmerInnen

Foto 7 Das Analysieren von Flaschen verkürzte uns die Wartezeit, bis das lang ersehnte Essen kam

Foto 8 Ein herrliches Bad im Neuenburgersee bildete den würdigen Abschluss einer schönen und mit Wetterglück gesegneten 3-Tagestour