Freitag, 11.August 2023
Entgegen den Gepflogenheiten des RMV Uzwil mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an den jeweiligen Startort der 3-Tagestour anzureisen, wurden wir dieses Jahr mit Privatautos ins Elsass chauffiert. Auf Initiative von David war auch Martin Kalberer bereit seinen Geschäftswagen für den RMV-Ausflug zu nutzen.
So trafen Jenny Eigenmann, Toni, Mathias und Cédric Eilinger, Christof Burgermeister, David Frei, Stephan Tappeiner, Felix Steiner, Martin Kalberer, Martin Neff und ich fast zeitgleich auf einem Gratisparkplatz in Eguisheim ein. Bei heissen 30 Grad am Schatten waren alle schnell umgezogen, ausser Cédric stand etwas abseits und kreidebleich in Privatkleidern am Strassenrand. Leider hatte er noch in der Nacht Fieber und es war ihm überhaupt nicht möglich aufs Rad zu steigen.
Nach kurzer Anfahrt stand bereits der erste Pass der Tour an. Optimal geplant von Mathias, wie könnte es anders sein, heisst dieser Pass Col du Firstplan und stand somit zuerst auf dem Plan der Tour.
Kurze Abfahrt zum Tageshöhepunkt dem Petit Ballon dieser grössere «Brocken» hatte es in sich. Nicht wie der Col du Firstplan mehrheitlich schön im Wald gelegen, waren wir beim Petit Ballon praktisch den ganzen Aufstieg erbarmungslos der Sonne ausgesetzt. Kurze Rampen mit bis zu 14% Steigung verlangte von uns doch schon einiges ab. Dass der Tross der diesjährigen Tour de France ebenfalls diesen Pass bezwang konnten wir unschwer an bemalten Strassenabschnitten erkennen. Einen Fahrer lieben die Franzosen ganz besonders und so konnten wir Thibaut Pinot wahrhaftig von uns davon fahren sehen so oft war sein Name auf die Strasse gekleckert. Fast zum Absteigen hätte uns aber ein anderer Schriftzug gezwungen. So stand doch tatsächlich weiss auf schwarz unübersehbar, «Alex Zülle ist unschuldig». Nun, für uns hiess es jetzt nach der Abfahrt ein geeignetes Restaurant zu suchen. Um es kurz zu machen, wir fanden ein offenes Gasthaus. Aber ausser einer grossen Tüte Chips und ein paar Brocken eines Brätzels für elf Personen gab es nichts. Der Chefkoch hatte Feierabend, keine Diskussion. Oben auf dem Col du Platzerwasel waren alle froh um die weissen Appenzeller-Biberli von Martin Kalberer, welche er uns allen grosszügig zum Verzehr anbot. So freuten wir uns auf der welligen Anfahrt zum Tagesziel dem Städtchen Thann auf das Nachtessen.
Nach 100 Kilometer kamen wir beim schmucken Hotel du Parc an. Nach einen ersten Schluck Elsässer-Bier konnte uns nichts mehr vom Sprung in den hoteleigenen Pool abhalten. Leider hatten wir auch bei der Suche nach einem Restaurant in Thann kein Glück. Entweder zu klein für eine so grosse Gruppe hungriger Velofahrer. Oder man gab uns zu verstehen, dass das ganze Restaurant ausgebucht sei. Dank der Initiative und dem unwiderstehlichen Charme von Stephan ist es zu verdanken, dass wir im idyllischen Hotelpark einen feinen Salatteller und als Hauptgang Spaghetti Pesto bekamen
Samstag, 12. August 2023
Die planmässige Abfahrt um 09:00 Uhr verzögerte sich, weil dunkle Regenwolken über unseren Köpfen bald die ersten Tropfen regnen liessen. Nach kurzer Zeit war der Spuk vorbei und wir fuhren zirka zwanzig Minuten später ab. Christoph, Stephan und Martin Neff liessen sich sowieso nicht beirren und waren schon um neun Uhr losgefahren. Auf den verkehrsarmen Strassen und Velowegen ging es von Thann der Elsässer Thur entlang via Col d`Oderen zum Col du Page. Ein wahres Velofahrerparadies auf einsamen Strässchen mit abwechslungsreichen Steigungen und Abfahrten. Auf dem Veloweg der Mosel entlang zogen dann kurz vor Mittag wieder bedrohliche Regenwolken am Himmel auf. Wir konnten uns in Thillot gerade noch rechtzeig vor dem heftigen aber kurzen Regenschauer in das einzige offene Restaurant retten. Stephan stellte seine Qualitäten wieder unter Beweis und schon nach kurzer Zeit wurden uns feine Aufschnitt-Plättli mit etwas Käse und viel Baguette serviert. Gestärkt und wieder bei warmem, sonnigem Wetter ging unsere Fahrt über den Col des Croix und der langen Abfahrt bis zum Abzweiger zum kultigen Aufstieg zur Planche des Belles Filles weiter. Jetzt befanden wir uns wieder auf den Spuren der Tour de France. Viele Rennvelofahrer besuchen diesen vom Fernsehen bekannten Aufstieg. Total ca. acht Kilometer Aufstieg mit durchschnittlich ca. 9% Steigung standen vor uns. Der wohl bekannteste letzte Kilometer auf Schotter mit dem steilsten Stück über 20% zur La Super Planche des Belles Filles war dann zum Glück geteert. Diese Sackgasse endete auf einem schnöden Kiesplatz am Ende eines Skiliftes. Dafür war der traditionelle Gravel-Abschnitt auch in der diesjährigen Tour absolviert.
Die letzten 50 bis 60 Kilometer nach Thann wurden dann in zügigem Tempo unter der Führung von David absolviert. Alle kamen nach ca. 130 Kilometern glücklich über die vielen Eindrücke im Hotel du Parc an. David, Christoph und ich legten noch unfreiwillig ein paar Kilometer hinzu. Hinter dem Rad von Mathias kommt einfach schneller ins Ziel.
Leider musste auch heute Cédric nach nur gerade 20 Kilometer aufgeben und sein Velo verladen. Toni war sicher auch nicht böse auf einen mehr oder weniger gesprächigen Beifahrer.
Für den heutigen Abend hatte Stephan wohlweislich das Nachtessen im Hotel bereits am Vortag bestellt. Und wir freuten uns auf ein nahrhaftes Steak mit Elsässer-Spätzle. Zum Glück auch mit Nachschlag.
Dass unser Hotel eine lange Geschichte hat erklärte uns Jenny. Vor jedem Zimmer zeugte eine Messingtafel mit Innschrift wer schon alles hier logiert hat. Um nur einige zu nennen: Jeanne Moreau (Schauspielerin), Jacques d`Alsace (französischer Resistance-Kämpfer) und auch Fausto Coppi sollen hier geschlafen haben. Den warmen Sommerabend liessen wir an einem Fest mit Livemusik und einem Gleis Weisswein ganz in der Nähe des Hotels ausklingen.
Sonntag, 13. August 2023
Bei bereits am Morgen recht «tüppigen» Temperaturen starteten wir unsere rund 100 Kilometer-Fahrt zurück zum Ausgangsort Eguisheim. Der arme Cédric konnte einem leidtun. Es war sofort klar ersichtlich wie geschwächt er immer noch von diesen Magen-Darm-Problemen war. Und so musste er auch den letzten Versuch schon nach nur wenigen Kilometern beenden und wohl oder übel zu seinem Grossvater ins Auto steigen.
Nach nur gerade 10 Kilometer Einfahren stand der 20 Kilometer lange Aufstieg zum Ballon d`Alsace an.
Wir passierten beim Anstieg zum Grand Ballon die geschichtsträchtige Hügelkette des Hartmannswillerkopf. Dieser militärstrategisch völlig unwichtige Hügel wurde im ersten Weltkrieg trotzdem zum Grab von mehr als 30`000 jungen Soldaten auf Deutsch- und Französischer Seite. Davon zeugt heute eine grosse Gedenkstätte mit Soldatenfriedhof und Museum.
Oben auf 1343 Meter über Meer dem Dach unserer Dreitagestour bot sich eine grandiose Aussicht, die wir bei einem kühlen Getränk genossen. Weiter gings quasi auf der Abfahrt via Le Markstein (Etappenziel Tour de France 2023) zum Col de la Schlucht. Jetzt endlich konnten wir in einem Selbstbedienungsrestaurant, halt direkt an der viel befahrenen Strasse, unser erstes richtiges wohlverdientes Mittagessen geniessen. Das Menü «de la Schlucht» viel dann mit warmem Schinken und heissen Kartoffelsalat doch recht üppig aus. Wenn man sich bei der Anfahrt zum Col de la Schlucht zu Recht fragte warum dieser Pass diesen Namen trägt, wurde man in der Abfahrt eines Besseren belehrt. So schweifte der Blick in der rasanten Abfahrt nicht oft rechts in die weitläufige Schlucht hinunter. Nun mussten wir nur noch einen kleinen letzten Anstieg zum Col du Wettstein bezwingen. Auf dieser Passstrasse veranschaulichten die französischen Strassenbauer wie der bekannte raue Belag entsteht. Zum Glück konnten wir die frisch gesplittete Strasse aufwärts bewältigen. Ein Leichtes waren dann die letzten Kilometer auf wieder verkehrsarmen Strassen hinunter nach Eguisheim.
Nach drei schönen, unfallfreien und erlebnisreichen Tagen möchte ich gerne an Mathias ein grosses Dankeschön auszusprechen. Er verstand es wiederum diese Tour perfekt zu organisieren. Gekonnt wurden die Etappen auf verkehrsarmen Routen geplant und ein Hotel mit Pool hatte der RMV Uzwil auf der Ferientour wohl noch nie reserviert.
Vielen Dank an Toni, welcher routiniert und mit grosser Umsicht das Begleitauto fuhr. Immer zur Stelle, wenn es ihn brauchte erfüllte er mit einem Lächeln im Gesicht so manchen Wunsch der Tour-Teilnehmer.
David Frei und Martin Kalberer gebührt ebenfalls unser Dank für die bequeme An- und Rückfahrt mit dem Auto.
Euch allen mein herzliches Dankeschön für drei tolle Tage auf und neben dem Velo. Sie werden mir in sehr guter Erinnerung bleiben.
Vielen Dank!
Thomas Streule
