Tourenleiter Mathias Eilinger hatte sich für die Ausgabe 2014 der Ferientour einige besonders attraktive Strecken im nahe gelegenen Ausland ausgedacht. In nur drei Tagen durchfuhren wir vier Länder (CH, FL, A, D), überquerten zwei grosse (Bielerhöhe, Hahntennjoch) und mehrere kleinere Pässe und entdeckten wunderschöne Gebirgslandschaften. Etwas getrübt wurde das Erlebnis bloss durch das an den ersten beiden Tagen ziemlich unerfreuliche Wetter, was aber mit strahlendem Sonnenschein am letzten Tag wieder reichlich kompensiert wurde.
Freitag: Buchs SG – Landeck (A)
Am Freitag 15. August trafen zehn Radsportler (Mathias, Steph, Martin dP, Martin N, Thomas, Christian, Toni, David, Mäci und Peter), eine Radsportlerin (Simone) und unser treuer Chauffeur Röbi am Startort Buchs SG ein. Auf der Fahrt dahin begleitete uns strömender Regen, doch wunderbarerweise war es in Buchs trocken und einige kleine blaue Lücken zeigten sich im wolkenverhangenen Himmel. David liess sich davon nicht beeindrucken und löste gleich ein Bahnticket Buchs-Landeck für sich und seinen Karbonesel. Der Rest nahm die Fahrt Richtung Montafon auf vorerst nur leicht feuchten Liechtensteiner Strassen unter die Räder. Ein erster ungeplanter Stopp kurz nach Feldkirch erlaubte es dem Regen aber, uns einzuholen. Flugs stiegen wir wieder auf die Velos und es gelang uns, den Regen nach rund 10 km wieder abzuhängen. Nach Bludenz fuhren wir auf idyllischen Strässchen und Radwegen immer tiefer ins Montafon hinein, dabei stiegen wir beinahe ohne es zu merken höher und höher hinauf. Bei der Mautstation Partenen auf 1100 m ü.M. wurde dann erstmals offiziell angehalten, um sich für den Aufstieg zur Bielerhöhe zu sammeln. Simone überraschte uns mit einem feinen Kuchen, den sie für Mäcis Geburtstag am Vortag gebacken hatte, vielen Dank! Den Energieschub konnte man wahrlich gebrauchen, denn die Steigung der Silvretta-Höhenstrasse zur Bielerhöhe fing gleich mit knackigen 12% an. In den vielen Kehren konnte man sich jeweils etwas erholen, so dass wir zwar unterschiedlich schnell, aber doch stetig der Passhöhe entgegenstrebten. Leider fing es aber vor dem unteren Stausee wieder an zu regnen, und dies erst noch ziemlich heftig. Wenigstens kam der kalte Wind von hinten, so dass die tiefen einstelligen Temperaturen einigermassen zu ertragen waren. Dennoch waren alle froh, die Passhöhe auf 2032 m ü. M. (das Dach der diesjährigen Tour) und das geheizte Restaurant erreicht zu haben. Dort wurde mit Suppe und Pasta versucht, sich von innen her wieder aufzuwärmen. Zum Glück hörte der Regen aber auf, und als wir die lange Abfahrt Richtung Landeck in Angriff nahmen, waren sogar die Strassen wieder abgetrocknet. Als es nach Ischgl erneut zu regnen begann, ja wer kam uns da entgegen? David, dem es so allein im Hotel wohl etwas langweilig geworden war! Nach einer ewig langen und eher langweiligen Abfahrt trafen wir am späteren Nachmittag in Landeck ein, wo wir im Gasthof Greif Zimmer reserviert hatten. Nach einem feinen Znacht wollten wir dann noch etwas in den Ausgang, aber da war – nichts. In Landeck ist wohl so oder so nie der Bär los, und ausserdem war, für uns St.Galler eher unerwartet, ein hoher Feiertag in Österreich.
Samstag: Landeck (A) – Pfronten (D)
Die Wetteraussichten für den Samstag waren leider nicht wesentlich besser, so dass wir am Morgen hoch erfreut waren, bei trockenen Strassen und sogar etwas Sonnenschein losfahren zu können.
Mathias hatte sich zwei Varianten für die Fahrt nach Imst ausgedacht, wobei die schwere Variante nur einige weniger Kilometer länger war wie die leichtere. Diese wenigen Kilometer hatten es aber in sich, denn die Fahrt zum Pillerpass war mit derart steilen Passagen gespickt, dass einem der letzte Streckenteil beinahe flach vorkam. Der Blick zum GPS zeigte aber nach wie vor Steigungen von 10 bis 12% an!
Nach einer rasanten Abfahrt war dann bald Imst erreicht, wo es sogleich zum eigentlichen Höhepunkt des Tages hoch ging, dem Kuhtennjoch (auch bekannt als Hahntennjoch). Wie am Vortag begann es im Aufstieg zu regnen, nur dieses Mal kam der Wind von vorne, was es nicht besser machte. Die Hinweistafel „Bei Gewitter Gefahr von Murgängen“, der Blick nach oben zu den Hängen voller Geröll und der nach unten in die tiefe Schlucht sorgte für ein flaues Magengefühl. So war man denn froh, nach über 1000 überwundenen Höhenmetern und 98 Quaeldich.de-Punkten (bei gutem Wetter gemessen) die Kuppe des Passes erreicht zu haben, wo einen ein versch…ener Parkplatz, freilaufende Rinder und Röbi mit Sack und Pack erwarteten. Mit allen Kleidern am Körper was die Tasche hergab stürzten wir uns im strömenden Regen ins Tal, vorbei an Autos, Motorrädern und Kühen. In einem Örtchen namens Elmen hatten wir uns zum Mittagessen verabredet, was bei Christian offenbar nicht angekommen war. Wir waren schon bei Kaffee und Eis angekommen und liefen barfuss auf dem wunderbar warmen Fussboden herum, aber von Christian noch keine Spur. Anrufen sei zwecklos, da Christian kein Handy besitze, so lautete der Tenor. So nahm Röbi an Stelle des Mittagessens und des wohlverdienten Biers die Fahrt zurück aufs Hahntennjoch in Angriff und hielt an den Abgründen Ausschau nach dem Vermissten. Nachdem er ohne Sucherfolg wieder zurückgekehrt war, dämmerte es uns allmählich, dass Christian wohl einfach weiter Richtung Pfronten gefahren sein könnte. So war es denn auch, kurz nach dem Gaichtpass (Tempostutz, aber natürlich wieder im Regen gefahren) stand Christian leicht angefroren in einem Hauseingang… Er hatte eben doch ein Handy, aber niemand hatte davon Kenntnis und ein Anruf an Röbi wollte Christian auch nicht gelingen – die verflixte Ländervorwahl war für das Scheitern besorgt. Wieder glücklich vereint nahmen wir die lange Abfahrt nach Pfronten in Angriff, in der ein nasser Kuhrost in einer Kurve (auf einer Hauptstrasse!) für einige Aufregung sorgte. Im Pfrontenerhof erhielten wir Quartier, wo wir versuchten, die Körper wieder sauber und die Veloklamotten und -schuhe trocken zu kriegen.
Sonntag: Pfronten (D) – Uzwil
Nach einer kurzen Nacht (der Hotelier hält sich origineller Weise einen munteren Hahn ,welcher um fünf Uhr alle weckte) ging dann das muntere Veloputzen los. Bald waren die Velos sauber, dafür die Hände umso dreckiger. Gleich nach dem Frühstück ging die wilde Fahrt um 9 Uhr weiter, erwartete uns doch die längste Etappe der diesjährigen Tour. Zum Glück hatte der Wettergott ein Einsehen und schenkte uns doch noch einen sonnigen, wenn auch relativ kühlen Tag. So rollten wir Richtung Sonthofen und dann weiter nach Süden zur deutsch-österreichischen Grenze, wobei wir uns recht gründlich verfuhren und uns auf durchnässten Waldwegen wieder die geputzten Velos dreckig machten. Es zeigte sich, dass auch die modernsten GPS-Geräte eine gute Strassenkarte doch nicht ganz ersetzen können. Nach Tiefenberg ging es dann moderat steigend zuerst nach Rohrmoos und dann an einer senkrechten Felswand vorbei in ein wunderschönes und autofreies Hochtal, an dessen Kulmination ein interessantes Hochmoor liegt. Interessant deshalb ,weil hier das Wasser nach beiden Seiten abfliessen kann, nach Westen Richtung Rhein und nach Osten Richtung Donau.
Nach dieser herrlichen Fahrt machten wir dann in Sibratsgfäll Mittagspause. Kaiserschmarrn, Salami-Pizza und Peter’s Käsespätzle mit viel Zwiebeln lauteten die rennfahrergerechten Menüs, welche mit Spezi heruntergespült wurden. Derart mit lang anhaltender Energie versorgt rollten wir weiter Richtung Rheintal, mit einer gemeinen Gegensteigung nach Querung der Bregenzer Aach. Toni schaltete vom grössten Gang munter runter und runter, so lange bis das Schaltkabel riss. Mit einem kunstvollen Knoten nach dem alten Trabi-Motto „Hast du Hammer, Zange, Draht, kommst du bis nach Leningrad!“ wurde das Kabel so fixiert, dass Toni nicht mit dem 12er die Fahrt fortsetzen musste.
Nun trennte sich das Feld auf in Heimwehgeplagte welche direkt via Alberschwende in Richtung Grenze weiterfuhren sowie Helden, welche sich noch den mit 600 Extra-Höhenmetern gespickten Umweg über das Bödele antaten. Leider trübte etwas gar viel Verkehr die Fahrt über den an sich sehr attraktiven Pass, vor allem auch in der rasanten Abfahrt nach Dornbirn. In St.Margrethen angekommen stärkten wir uns mit Kaffee oder Cola und machten die erste Verabschiedungsrunde, denn einige fuhren von dort mit Röbi bzw. dem Auto nach Hause, während Toni und Christian und später David, Mäci, Mathias, Martin N und Peter mit dem Velo heimfuhren. Nach rund 170 bei schönstem Wetter abgespulten Kilometern und sieben Nettostunden im Sattel kamen die letzten kurz nach sechs Uhr abends ziemlich abgekämpft wieder in Uzwil an.
Fazit: 415 Kilometer mit 7‘200 Höhenmetern abgespult, viel Regen aber kein Sturz oder Platten, alle gesund, aber währschaft müde wieder zu Hause und somit bestens vorbereitet für den Wiedereinstieg in den Alltag und das nächste Klubrennen!