Rückblick 3-Tagestour 2020
Trotz Covid-19 hatten wir dieses Jahr wieder einmal 10 Teilnehmer an der 3-Tagestour des RMV, nämlich, nach Alter sortiert, Chauffeur Röbi, Toni, Peter, Thomas, Stephan T., Martin N., Mathias, Mäci, Stefan S. und Cédric. Das sind immerhin 64 Jahre Altersunterschied vom Erfahrensten zum Jüngsten.
Dieses Jahr führte uns die von Mathias hervorragend geplante Tour durch acht Mittelland- und Voralpen-Kantone, nämlich Zürich, Zug, Aargau, Luzern, Bern, Fribourg (nur Toni), Thurgau und St.Gallen. Die Elite-Teilnehmer machten auch noch einen kurzen Abstecher in den Kanton Schwyz. Der Höhepunkt der Tour war der Aufstieg zum Gurnigelpass, eine bekannte Rennstrecke, die man aber auch sehr langsam befahren kann.
Tag 1: Affoltern am Albis – Wilisau –Huttwil – Burgdorf
Viele Wege führen an den diesjährigen Startort Affoltern am Albis, aber welcher ist der schnellste und bequemste? Nun, einige Glückliche liessen sich mit dem Auto dahinchauffieren, andere etwas weniger Glückliche dafür Klügere wählten den Zug über Zürich und die dritte Gruppe, die Elite, die crème de la crème, die wahren Helden, fuhr mit dem Velo in drei rasanten Stunden über Rapperswil ins Säuliamt (87 Extrakilometer). Um 10 Uhr waren die drei Gruppen vereint und wir machten uns im hui startbereit für den scharfen Start der Etappe 1.
Wir liessen es gemütlich anrollen, damit auch Toni die Pace mithalten konnte. Er fuhr dieses Jahr erstmals mit einem E-Rennvelo, welches bis 25 km/h seine Fahrt unterstützt. Wird es schneller, dann klinkt sich der Motor komplett aus. Wir waren daher sorgsam bedacht, das Tempo nicht unter 26 km/h fallen zu lassen, damit Toni seinen Akku schonen konnte. An den Anstiegen gelang uns das nicht immer, so dass Toni schnurrend an uns vorbei brauste. Entlang den Gestaden des Sempachersees erreichten wir zur Mittagszeit das kleine Städtchen Willisau (dort, wo die von Zahnärzten empfohlenen Ringli herkommen). Hier wurden die verbrannten Kalorien mit Penne alla Norma (Einheits-Teigwaren, für die welche kein italienisch können) mit hervorragend aufstossender Zucchetti-Sauce wieder aufgefüllt. Für das Auffüllen des literweisen vergossenen Schweisses mussten die vielen herrlichen Brunnen herhalten.
Die Temperaturen waren mittlerweile nahe am unerträglichen Bereich angelangt und so waren wir froh, dass die Strecke nun von einigen rasanten und somit luftigen Abfahrten durchsetzt war. Leider kommt vor jeder Abfahrt zuerst ein Aufstieg, und diese hatten es in sich. Mal für Mal musste das kleinste Ritzel seine Zähne hergeben, und der Schweiss floss in Strömen und Bächen. Nach dem nächsten Brunnenhalt in Huttwil dann der Höhepunkt des Tages. An der zu Recht bisher in der Restschweiz unbekannten, wadenbrechenden Steigung zum Widisberg übernahm der RMV diskussionslos das Szepter. Der Strava-KOM wurde gleich von drei RMVlern regelrecht pulverisiert! Martin ist der erste Mensch, der die 87 brutalen Höhenmeter mit einem Schnitt von über 10 km/h absolvierte! Mathias und Stefan vervollständigten das neue Podium und legten ebenfalls Ehre ein für den Verein. Meine Damen und Herren, die Jagd ist eröffnet!
Etwa zehn Gegensteigungen später tauchte dann unverhofft die Tafel «Burgdorf» auf, und nur noch eine weitere rasante Abfahrt trennte uns vom Zielort. Im Hotel Berchthold erwartete uns Röbi bereits und wir entschieden uns adhoc, die erhitzten Körper nicht mit einem Sprung in die Emme (zu gefährlich), sondern mit gekühltem Gerstensaft abzukühlen.
Tag 2: Burgdorf – Worb – Gurnigelpass – Schwarzenbühl – Worb – Burgdorf
Mit einigen Schwierigkeiten und einem Umweg über einen ersten entsetzlich steilen Aufstieg fanden wir den Bahnhof Worb, der ja bekannt ist für sein blaues Bähnli. Dort stiessen auch Cédric und Toni dazu und wir setzten die Anfahrt Richtung Gurnigelpass fort. Direkt bei einer Flussbadi überquerten wir die Aare und erklommen die Ausläufer des Belpbergs, der den berühmten Gerzensee beheimatet. Das Gürbetal war schnell vorbei und schon ging es wieder hinauf nach Riggisberg. Eine kurze Abfahrt nach Rüti, und der klassische Aufstieg zum Gurnigelpass begann. Zum Glück verläuft die Strasse zum grössten Teil im Wald, denn die Hitze war erneut enorm. Mathias war als Erster oben beim Berghaus Gurnigel in 42:30, eine ordentliche Zeit für die 765 Höhenmeter. Toni schaffte es trotz sparsamem Gebrauch des Akkus und einigen Trinkpausen deutlich unter einer Stunde hinauf. Mit Cédric (58:27) erklommen somit drei Generationen Eilinger den Gurnigel unter einer Stunde, sicherlich ein paar Kudos wert! Die Gaststätte hatte gerade Rivella im Angebot, und jeder von uns exte daher eine Literflasche des Nationalgetränks. Da wir (noch) nicht bereit waren für Pommes entschieden wir uns, den Mittagshalt beim Restaurant Schwarzenbühl zu machen. Das führten wir auch so aus, ausser Toni, der sich spontan für einen Abstecher in den Kanton Fribourg entschied. Dank Ortskenntnissen und vollem Akku fand er den Weg nach «Burgle» aber alleine wieder. Die anderen liessen sich Hamburger, Pommes und hausgemachte Rösti bei fantastischer Fernsicht über das halbe Mittelland schmecken. Zum Glück ging es danach zuerst mal eine Weile den Berg runter, bevor wir wieder eine Gegensteigung nach der anderen durchdrückten. Besonders in Erinnerung bleibt die Querung der Schwarzwasser-Schlucht bei Rossgraben, da wären wir am liebsten gleich ins kühle Nass gesprungen.
An der letzten namenlosen aber harten Steigung Richtung Luterbach gaben wir nochmals alles, aber es waren dann doch noch genug Körner da für einen letzten Sprint durch die Burgler Oberstadt. Burgdorf hat das ganze Zentrum verkehrsberuhigt und eine durchgehende 20 km/h Zone geschaffen, daher verschweigen wir mal besser die Leistungen, welche wir auf diesem Strava-Segment erzielt haben.
Tag 3: Burgdorf – Aarau – Baden – Regensberg – Winterthur – Züberwangen
Mit ziemlich müdem Bein ging es am Sonntagmorgen los Richtung Ostschweiz. Zum Glück waren die ersten 40 km bis Oftringen flach wie ein Teller und herrliches Rollergelände. Mathias lotste uns auf vielen schönen Radwegen durch das ganze Mittelland, sehr zu unserer Freude, weniger zu der von einigen unschuldigen Passanten. Bevor wir bei Biberstein auf eine Gravelpassage entlang der Aare einschwenkten, hatten einige von uns eine frontale Venus-Erscheinung. Die Gedanken daran mussten aber schnell wieder verdrängt werden, denn die Strade Bianche mit viel Langsamverkehr erforderten die ganze Aufmerksamkeit. Bis Otelfingen blieb die Strecke flach, und so musste wieder einmal der Regensberger über das Klassement entscheiden. Oben im hübschen Städtchen Regensberg wollten wir unser Mittagsmahl einnehmen, aber zu unserer Verblüffung hatte es dort kein einziges geöffnetes Restaurant. Ein solches fanden wir unten in Dielsdorf, ein ziemlich poshes aber sehr hübsches Lokal namens Bienengarten, wo uns fassungslosen St.Gallern Bratwurst mit Sauce Béarnaise vorgeschlagen wurde. Nach dieser Stärkung waren die verbleibenden 65 Kilometer schnell verschlungen, und wir konnten um 17 Uhr bei Steph unser wohlverdientes Abschluss-Bierli geniessen.
Schön isch es gsii, wieder einmal mehr! Herzlichen Dank an Mathias für die Organisation und Röbi für den Fahrdienst! Es lebe die Ferientour 2021, vive le vélo!
Nachfolgend noch eine Auswahl an Fotos, viel Spass!

Foto 1: Entweder hatten im Mittelalter die Leute längere Arme oder dann war es nicht vorgesehen, das Wasser direkt vom Hahnen zu trinken.

Foto 2: Ein historisches Dokument. 3 RMVler auf den ersten drei Rängen eines Strava-Segments

Foto 3: Toni «the battery man» versteht es hier geschickt, das verräterische Schrägrohr welches den Akku enthält zu kaschieren

Foto 4: Solche Strässchen waren auf der ganzen Tour eher die Regel denn die Ausnahme. Komoot funktioniert in der Schweiz bestens!

Foto 5: Solche alten Ortstafeln findet man leider nicht mehr oft, und die Aufschrift war auch sehr erfreulich nach 180 Kilometern und 2500 Höhenmetern

Foto 6: Die Panoramen waren auch dank des tollen Wetters jeden Tag atemberaubend, hier vom Belpberg Richtung Gurnigel und Niesen. Gesundheit!

Foto 7: Röbi fehlt hier auf dem Bild, er soll aber kurz danach diesen Steg auch noch mit dem Wagen überquert haben!

Foto 8: Trotz vielen schattenspendenden Bäumen war der Aufstieg zum Gurnigelpass sehr schweisstreibend

Foto 9: Rivella, der Durstlöscher der blau-weissen Armada

Foto 10: Beim Restaurant Schwarzenbühl hinter dem Gurnigelpass gab es feine Rösti und eine herrliche Aussicht

Foto 11:
So lauschig wie im Dielsdorfer Bienengarten haben wir noch selten Mittagsrast
gemacht
Und hier noch die Zusammenfassung der Tour aus Strava:


