Bericht 3 Tages Tour 2016

Inspiriert vom Granfondo Gottardo führte uns Mathias auf der diesjährigen Ferientour am Freitag via den San Bernardino in die Leventina. Mit Ausgangspunkt Airolo bezwangen wir am Samstag hintereinander drei der berühmtesten und härtesten Schweizer Pässe, den Gotthard-, den Furka- und den Nufenenpass. Die sonntägliche Heimfahrt war mit der Ibergeregg, dem Etzel und der Hulftegg ebenfalls eine Herausforderung. Während am Freitag überraschenderweise kühle Witterung vorherrschte, konnten wir am Wochenende Prachtwetter bei hohen Temperaturen geniessen. 10 Velofahrer (Mathias, Toni, Steph, Pascal, Sevi, Thomas, Patrick, David, Stefan und Peter), 1 Velofahrerin (Adina) und Emilie als Begleitperson und Fotografin waren bei der unvergesslichen Tour dabei.

Tag 1: Uzwil/Thusis – San Bernardino – Biasca/Airolo

Ausgangspunkt der Ferientour 2016 war wie üblich ein Parkplatz, dieses Mal in Thusis. Bis dorthin fuhren die meisten per Bahn, einige fanden im von Steph zur Verfügung gestellten Begleitfahrzeug Platz. Wegen der überraschend kühlen Witterung wurde die lange Anfahrt zum San Bernardino lang/kurz oder gar lang/lang in Angriff genommen. Vorbei an der Via Mala-Schlucht, dem Schams, der Roflaschlucht, dem Sufersersee und der Ortschaft Splügen ging es Richtung Hinterrhein, wo nach bereits überwundenen 1‘000 Höhenmetern die eigentliche Passstrasse anfängt. Von hier sind es nur noch 26,5 Quäldichpunkte[1] bis zum Hospiz. Es soll schon RMVler gegeben haben, die diesen Pass fünfmal hintereinander bewältigt haben (das ergibt dann zusammengezählt 132,5 Quäldichpunkte)! Auf der Passhöhe war es ziemlich frisch, so dass alle schnell in die warme Gaststube flüchteten und dort ein stärkendes Mittagessen einnahmen. Eine rasante und fast nicht enden wollende Abfahrt führte unter Vernichtung von beinahe 2‘000 Höhenmetern durch das Misox nach Bellinzona. Nach rund 115 Kilometern hatten in Biasca fast alle (ratet mal wer nicht) genug gestrampelt und fuhren die Strecke durch die Leventina mit der Bahn hoch mit Endstation Airolo. Gleich vis-à-vis des Bahnhofs warteten unsere reservierten Zimmer im Hotel Forni auf uns. Hungrig setzten wir uns an den Tisch für das Abendessen, und fast gleich hungrig standen wir wieder auf. Zum Glück gab es gleich nebenbei noch Schüga-Flüssignahrung …

Tag 2: Airolo – Tremola – Furka – Nufenen – Airolo

Gestärkt durch das Frühstücksbuffet und verstärkt mit den nachkommenden Adina und Peter ging es ohne Umschweife gleich hinein in eine der berühmtesten Passstrassen Europas. Der grösste Teil der durch das Val Tremola führenden alten Gotthardstrasse ist immer noch mit Kopfsteinen gepflastert, was die offiziellen 72,0 Quäldichpunkte etwas relativiert. Zum Glück hatten wir alle noch frische Beine, sonst wäre wohl bereits hier dem einen oder anderen die Puste ausgegangen. Auf der Passhöhe war dann eine Stimmung wie auf einem Jahrmarkt, trotz des starken, staubbefrachteten Windes. Lange hielten wir uns aber nicht an diesem geschäftigen Ort auf, sondern stürzten uns freudig in die wohlverdiente Abfahrt. Die ersten Kilometer waren aber wiederum gepflastert, was mit 60 km/h noch einiges unangenehmer ist wie mit 10 km/h und das Abfahrtsvergnügen erheblich schmälerte. Auf dem wesentlich besser ausgebauten unteren Teil der Abfahrt kam uns mit der Gotthard-Postkutsche das noch vor uns Velofahrern grösste Verkehrshindernis im Alpenraum entgegen. Kaum im Urserental angekommen, ging es bereits in Realp wieder mit 10 Prozent Steigung himmelwärts. In den ersten Kehren des Furkapasses mussten wir uns nicht nur vor dem motorisierten Verkehr, sondern auch vor herumfliegenden Golfbällen in Acht nehmen. 73,8 Quäldichpunkte später hatten wir auch diesen Pass geschafft. Der Erste auf beiden Pässen war übrigens der älteste Teilnehmer. Toni hatte sein sich selbst gewährtes, grosszügiges Handicap weidlich ausgenutzt und war auch auf der Furkapasshöhe bereits wieder talwärts entschwunden, bevor die nächsten eintrudelten. In Gletsch unten sass Toni bereits bequem vor dem Restaurant, etwa so wie der Igel im berühmtesten Trudi-Gerster-Märli. Verpflegt und ausgeruht rollten wir dann die letzten Höhenmetern hinunter ins Goms, wo wir uns ruckzuck vor der letzten und wie man munkelte grössten Herausforderung des Tages befanden, dem Nufenenpass (104,9 Quäldichpunkte). Vom km 0 an ging es gleich steil bergauf, erbarmungslos brannte die Sonne im schattenlosen Bergtal auf uns arme Siechen. Keine Kehre und kein Flachstück brachte etwas Abwechslung, und nur die an uns vorbeidröhnenden Motorräder schoben etwas kühlenden Wind vor sich her. Gegen oben hin liess die Steigung immer noch kein bisschen nach, aber wenigstens erlaubte wenigstens die eine oder andere Serpentine ein kurzes Durchstrecken der strapazierten Beine. Immerhin ist nun erwiesen, dass man auch oberhalb von 2‘000 Metern Fussbrennen bekommen kann. Auf der Passhöhe auf 2‘478 m. ü. M. waren dann wirklich alle restlos geschafft. Die grandiose Aussicht auf Gletscher, Viertausender und Lamborghini-Fahrer entschädigte aber reichlich für die Strapazen.

Nach dem Passfoto, dieses Mal mit Toni, dafür ohne Patrick, der es eilig hatte nach Airolo zum Auslaufen zu kommen, stürzten wir uns beherzt in die Abfahrt hinunter ins Bedrettotal. In Airolo konnten wir dann sogleich beginnen, die verlorenen Schweisstropfen Schluck für Schluck zu ersetzen. Prost!

Tag 3: Airolo/Brunnen – Ibergeregg – Etzel – Hulftegg – Uzwil

Wiederum gut und dieses Mal nach Intervention von Mathias auch reichlich verpflegt verliessen wir das Hotel Forni am Sonntagmorgen und bestiegen die Bahn bzw. das Begleitfahrzeug in Richtung Innerschweiz. In Brunnen machten wir uns wieder marschbereit. Nach einer wiederum nur kurzen flachen Anfahrt ging es Ausgangs Schwyz gleich wieder richtig zur Sache. Die Ibergeregg führte uns zwar nur auf 1‘406 m.ü.M., aber 950 Höhenmeter in steilem Gelände galt es auch hier zu überwinden. Rechnerisch ergibt das 80,6 Quäldichpunkte, also mehr als etwa Tremola oder Furka. Oben auf der Passhöhe hatten wir erst 15 Kilometer in den Beinen, aber irgendwie war die Tour hier fast ein bisschen wie zu Ende. Die Heimfahrt via Sihlsee (das einzige längere Flachstück der Tour), Etzel, Rapperswil (mit Mittagshalt am See) und Hulftegg bot aber einiges fürs Auge und war auch noch ziemlich anstrengend, insbesondere wegen der weiterhin grossen Hitze.

Das Fazit nach den drei herrlichen Tagen: 320 Kilometer fast ohne Flachstück, 6‘800 Höhenmeter, fünf grosse Pässe, kein Tropfen Regen, dafür viele Tropfen Schweiss!

Herzlichen Dank allen die zum Gelingen dieser Tour bei bester Kameradschaft beigetragen haben, insbesondere Mathias für die umsichtige Organisation, Emilie für die Begleitung und die vielen tollen Fotos und Steph für das Begleitfahrzeug.

[1] Die quaeldich.de Härtepunkte berechnen sich aus der Streckenlänge mal die Steigung im Quadrat, geteilt durch 10. Eine Steigung von 10 km mit durchgehend 10 Prozent Steigung ergibt also 100 Härtepunkte, bei 7 Prozent Steigung sind es noch 49 Härtepunkte.

Fotos 2016